Ängste und Depressionen treten oft gemeinsam auf; manchmal kündigt sich eine beginnende Depression oder eine Panikerkrankung auch durch ein Burnout an. All diese psychischenErkrankungenbeeinträchtigen das Lebensgefühl massiv, neigen unbehandelt dazu, fortzuschreiten und machen ein normales Alltagsleben schließlich nicht mehr möglich. Typisch ist auch, dass die Veranlagung zu depressiven oder ängstlichen Reaktionen meist lebenslang anhält - umso wichtiger, nicht nur die aktuelle Krankheitsphase möglichst schnell wieder zu beenden, sondern auch zu lernen, in Zukunft bereits die ersten Anzeichen zu erkennen und dann selbst gezielt Abhilfe schaffen zu können, damit es idealerweise gar nicht mehr zum Vollbild einer Depression oder eine Angsterkrankung kommt.


Der Auslöser für eine depressive Erkrankung kann so vielschichtig sein wie die Persönlichkeit der Betroffenen
 

Beispiele für Situationen, die bei entsprechend vorbelasteten Menschen eine depressive Reaktion bewirken können:
* Probleme am Arbeitsplatz, Personalmangel, Überlastung, schlechtes Betriebsklima
* Beziehungsprobleme, Trennung, Probleme in der Familie
* eigene schwere Erkrankung oder Erkrankung von Angehörigen
* das Gefühl, dass alles zu viel wird, das Gefühl, den äußeren oder auch den eigenen Erwartungen nicht mehr entsprechen zu können
* das Gefühl, dass es eigentlich gar keinen Auslöser gibt, dass einfach „irgendwas nicht stimmt“


Wichtige Sonderformen einer Depression, die Therapeuten mit entsprechender Erfahrung erfordern

Es gibt Sonderfälle einer Depression, die überdurchschnittlich häufig im Gefolge anderer Belastungen auftritt und die vom Psychotherapeuten darum eine tiefe Sachkenntnis auch dieser Begleitumstände erfordern. Es handelt sind z.B. um Depressionen:

* bei Menschen mit Helferberufen (z.B. Lehrer und Lehrerinnen, medizinisches Personal, Pflegekräfte, Feuerwehrleute, Rettungsdienste, Polizei, Sozialarbeiter), oft begleitend zu einem Burnout. Sehr häufig spielt hier auch das Thema „Compassion fatigue“ eine Rolle, ein Forschungszweig, der seit Anfang der 80er Jahre genauer untersucht wird. Depressionen dieser Art sind häufig Erschöpfungsdepressionen.

* bei Menschen mit Neurodivergenz: ADHS und Autismus gehen so häufig mit immer wieder auftretenden Depressionen einher, dass bereits bei der Diagnostik gezielt danach gefragt werden muss. Auch Hochsensible leiden überdurchschnittlich häufig an Depressionen, noch häufiger jedoch an Ängsten. So manche Panikerkrankung stellt sich als nichts anderes als eine akute Reizüberflutung eines Hochsensiblen heraus - und wird dann natürlich ganz anders behandelt! Darum ist es wichtig, bei Ängsten und Depression und einer vermuteten Neurodiversität einen Therapeuten aufzusuchen, der sich auch mit Neurodivergenz auskennt.

* bei schwerer körperlicher Erkrankung mit Aufenthalt auf einer Intensivstation. Nach einem längeren Aufenthalt auf einer Intensivstation (ITS)kommt es relativ häufig zu Depressionen. Untersuchungen zeigen, dass etwa 30 bis 50 % der Patienten, die intensivmedizinisch behandelt wurden, später an Depressionen leiden können. Diese hohe Prävalenz wird auf mehrere Faktoren zurückgeführt, darunter die Schwere der Erkrankung, die Dauer der Intensivbehandlung, der Einsatz von sedierenden Medikamenten, sowie die psychischen Belastungen durch die ungewohnte und oft beängstigende Umgebung. Der Begriff "Post-Intensive-Care-Syndrom" (PICS) umfasst neben Depressionen auch andere psychische und physische Symptome wie Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) und kognitive Beeinträchtigungen. Wichtig ist, dass frühzeitige Erkennung und Interventionen, wie psychotherapeutische Unterstützung und gegebenenfalls medikamentöse Therapie, helfen können, diese postintensivmedizinischen Depressionen zu lindern. Auch die Einbeziehung der Familie und eine gute Nachsorge spielen eine wichtige Rolle.

* nach einer NDE (Near death experience / Nahtoderfahrung)
Nahtoderfahrungen (NDE, Near-Death Experiences) sind tiefgreifende Erlebnisse, die meist eine nachhaltige Wirkung auf die Betroffenen haben. Die Forschung zeigt, dass die Häufigkeit von Depressionen nach einer NDE variiert. In einer Studie von Greyson und Bush (1992) wurde festgestellt, dass etwa 20% der NDE-Überlebenden depressive Symptome entwickeln. Andere Studien legen nahe, dass die Rate sogar bis zu 30% erreichen kann, abhängig von verschiedenen Faktoren wie der Intensität der Erfahrung und den persönlichen und sozialen Ressourcen der Betroffenen. Ein Grund für diese Depression könnte die Diskrepanz zwischen der intensiven, oft als positiv empfundenen NDE und der Rückkehr in den Alltag sein, der vergleichsweise banal und sinnentleert erscheinen kann. Auch das Gefühl, nicht verstanden oder geglaubt zu werden, kann zur Isolation und Depression beitragen. Darum ist es ausgesprochen wichtig, dass der Therapeut sich umfassend mit Nahtodeserlebnissen befasst hat und diese nicht als „medikamentöse Halluzinationen“ abtut, und dadurch das Gefühl von Nichtverstandenwerden und Isolation noch verstärkt. Depressionen nach NDE sind eine meiner Spezialisierungen, und ich schreibe gerade mein nächstes Buch über genau dieses Thema.

* nach einem Trauma (isoliert im Rahmen einer posttraumatischen Belastungsstörung oder als Komplextraumatisierung). Diese Art von Depression spricht seit jeher gut auf hypnotherapeutische Techniken an, die ich im Rahmen der regulären Psychotherapie solcher Patienten ergänzend einsetze.


Depression oder „akute Anpassungsstörung“?

Statt einer ausgeprägten Depression kann auch „nur“ eine sogenannte „akute Anpassungsstörung“ entstehen, die Ähnlichkeiten mit einer depressiven Episode aufweist, aber in der Regel etwas leichterzubehandeln ist und oft auch schneller überwunden werden kann. Im Gegensatz zur „akuten Belastungsreaktion“, die seltener therapiebedürftig ist, gilt eine Anpassungsstörung als klassische Diagnose für eine (meist Kurzzeit-)Therapie. Eine Belastungsreaktion kann nach einigen Wochen auch in eine behandlungsbedürftige Anpassungsstörung übergehen, diese wiederum kann sich zu einer Depression entwickeln; die Grenzen sind da fließend.

Vom WDR gibt es einen sehr guten Bericht über Depressionen, moderiert von meinem geschätzten ärztlichen Kollegen Eckart von Hirschhausen und dem selbst von Depressionen betroffenen Comedian Thorsten Sträter: https://youtu.be/mVWjh-Bs6_Q

Wenn Sie denken, dass Sie eine Depression haben könnten, können Sie bei der Deutschen Depressionshilfe folgenden Selbsttest kostenlos online ausfüllen:  zum Test
Sie erfahren das Testergebnis sofort und anonym direkt online. Selbstverständlich ist das damit dann aber noch keine Diagnose - dies kann kein Test leisten. Er sucht aber nach Hinweisen, die auf eine Depression hindeuten könnten. Die Diagnosestellung selbst kann bei mir oder jedem anderen ärztlichen Psychotherapeuten erfolgen, oft bereits im Erstgespräch.